Wie groß ist der Markt für Autonome Maritime Systeme (AMS) in Deutschland und Europa?

Ergebnisse einer Marktanalyse und Branchenumfrage
05.12.2023

Autonome Maritime Systeme (AMS) sind Systeme, die ohne menschliche Steuerung Ziele oder Ergebnisse erreichen können. Es handelt sich um ein breites Spektrum an technischen Anwendungen. Die Entwicklung von AMS ist in nahezu allen (Teil-)Segmenten der Schifffahrt zu beobachten.

Um eine Übersicht zu erhalten, wie groß der entstehende Markt für AMS in Deutschland und Europa ist, hat das Deutsche Maritimen Zentrum e.V. (DMZ) die Studie „Analyse, Auswertung und Ausblick des zukünftigen Marktes Autonomer Maritimer Systeme (AMS)“ an die BM Bergmann-Marine GmbH (Auftragnehmerin) und die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. (Unterauftragnehmerin) vergeben. In der Studie wurde eine Charakterisierung des AMS-Marktumfeldes und seiner europäischen und nationalen Akteure im Bereich AMS durchgeführt, diese bildet die Grundlage für die Durchführung der Branchenumfrage.

Weltweit wurden 127 AMS-Aktivitäten von 269 Akteuren identifiziert. Neben reinen Forschungsprojekten sind knapp die Hälfte aller Aktivitäten konkrete Produktangebote im sich etablierenden AMS-Markt. Vorrangig sind sie Aktivitäten aus den Bereichen Forschung, Exploration und Vermessung sowie Transport von Trockenladung bzw. Transport von Passagieren zuzuordnen. Insgesamt wurden 212 Zielunternehmen im europäischen Raum in sechs Teilsegmenten (Häfen, Hinterland-Logistik, Offshore, Schiffbau, Schifffahrt, Zulieferer) gefunden. Davon sind 119 Unternehmen als „aktive“ und 93 Unternehmen als „stille“ Akteure identifiziert worden. „Aktive“ Akteure beschäftigen sich mit der Entwicklung und/oder Implementierung von AMS, während „stille“ Akteure zwar im selben Geschäftsfeld agieren, jedoch eine abwartende Haltung bei der Entwicklung und/oder Implementierung von AMS einnehmen.

Ein Großteil der Teilnehmer*innen ist der Ansicht, dass eine jährliche AMS-Marktwachstumsrate von 10% realistisch ist, oder sieht das Marktumfeld noch optimistischer. Die europäischen Teilnehmer*innen haben ein positiveres Zukunftsbild als die deutschen Beteiligten. Nur ausländische Teilnehmer*innen der Befragung nennen das Strategieziel der Marktführerschaft im AMS-Bereich. Die deutschen Teilnehmer*innen planen die Aufnahme von AMS ins Angebotsportfolio als Nebenprodukt oder optionale Leistung. Etwa die Hälfte aller befragten Unternehmen schätzt die Rentabilität für alle Autonomiegrade als hoch oder sehr hoch ein.

An der Branchenumfrage beteiligten sich 52 Unternehmen, mit den meisten Rückmeldungen aus den Teilsegmenten Schifffahrt, Zulieferer und Häfen. Aus den Segmenten Offshore, Schiffbau und (Hinterland-)Logistik meldeten sich kaum Branchenteilnehmer zurück. Um eine hinreichende Aussagekraft für alle Teilsegmente zu ermöglichen, wurden die Ergebnisse um Experteneinschätzungen ergänzt.

Aus der Branchenumfrage ergeben sich drei zentrale Markteintrittshürden:
1. fehlende gesetzliche Rahmen und Regularien;
2. Fachkräftemangel und hohe Kapitalintensität;
3. technologische Unsicherheiten wie hoher Forschungs- und Entwicklungsaufwand.

Auf Basis der Umfrageergebnisse wurden Handlungsempfehlungen für Politik, Administration und Wirtschaft entwickelt:

  • Einrichtung einer nationalen AMS-Spiegelgruppe und Verstärkung der aktiven AMS-Standardisierungsaktivitäten,
  • Vereinheitlichung der Regulatorik und Genehmigungsverfahren auf europäischer Ebene
  • Anpassung maritimer Studiengänge um den AMS-Aspekt
  • Synergien mit anderen Branchen schaffen, die AMS nutzen.

Rufen Sie mich gerne an, wenn Sie weitere Informationen benötigen oder ein Gespräch mit einem der Projektleiter wünschen.

Pressekontakt:
Dr. Regine Klose-Wolf
Leitung Kommunikation
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Klose-Wolf(at)dmz-maritim.de

Hintergrund
Die aktuelle Studie schließt an die vom DMZ beauftragte Studie „Internationale Umfeldanalyse zu Anwendungsfällen von Autonomen Maritimen Systemen (AMS)“ von 2022 an. Diese theoretische externe Betrachtung wird nun um die interne Sicht der Marktteilnehmer sowie um die teilautonomen und ferngesteuerten AMS der IMO-Autonomiegrade 2 bis 4 ergänzt.