Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Industrie und Verwaltung diskutierten am Mittwoch in Hamburg über das Potenzial, die Herausforderungen und die ethischen Fragestellungen rund um den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der Schifffahrt. Unter dem Titel „Künstliche Intelligenz in der maritimen Branche: Lösungen und Herausforderungen“ haben das Deutsche Maritime Zentrum (DMZ) und das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML) im Rahmen des Deutschen Schifffahrtstages eine zukunftsweisende Fachveranstaltung durchgeführt.
„Künstliche Intelligenz wird die maritime Branche nachhaltig verändern – vorausgesetzt, wir nutzen sie mit Weitblick und Verantwortung. Diese Veranstaltung soll Orientierung geben und den Austausch fördern, damit Innovation und Sicherheit Hand in Hand gehen“, betonte Dr. Matthias Catón in seiner Eröffnung.
Vielseitige Panels zur KI in Praxis und Forschung
Nach der Begrüßung durch Catón und Professor Carlos Jahn, Leiter des Fraunhofer CML, setzte Dr. Jonas Bozenhard (TUHH) mit einer Keynote zur „Ethik der Künstlichen Intelligenz“ einen Impuls zur verantwortungsvollen Entwicklung und Nutzung dieser Technologie. In Auseinandersetzung mit Themen wie Fairness, Sicherheit und Automatisierung in der Schifffahrtsbranche verdeutlichte er, dass Ethik kein Innovationshindernis darstellen muss, sondern im Gegenteil zur Schaffung leistungsfähigerer KI-Systeme beitragen kann. Zentrale Voraussetzungen dafür seien unter anderem die Integration ethischer Prinzipien in die verschiedenen Phasen der KI-Entwicklung, hochwertige Trainingsdaten sowie ein produktives Zusammenwirken von maschineller und menschlicher Intelligenz.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung beleuchteten die Fachvorträge den aktuellen Stand und zukünftige Anwendungen von KI in der maritimen Wertschöpfungskette – von der Schiffskonstruktion über die vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) bis hin zur öffentlichen Verwaltung im Bereich Wasserstraßen und autonomer Schifffahrt. Besonders innovative Projekte wie „KISSS“ zur Optimierung von Schweißprozessen im Schiffbau oder der Einsatz von Digital Twins auf Kreuzfahrtschiffen verdeutlichten das breite Spektrum der Möglichkeiten.
Anhand von praxisnahen Forschungsprojekten zeigte Joshua Peitzmeier vom Fraunhofer CML im Anschluss, wie KI-basierte Wartungssysteme helfen können, unangenehme Überraschungen auf hoher See zu vermeiden. Ein weiterer Fokus lag auf der Rolle von KI in der Modernisierung staatlicher Institutionen wie der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) sowie des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Auch rechtliche und versicherungstechnische Fragen autonomer Schifffahrt wurden umfassend diskutiert.
Ausblick auf die digitale Transformation
Den Abschluss bildete ein interdisziplinär besetztes Panel mit Vertreterinnen und Vertretern aus Forschung, Wirtschaft und Medien, das gemeinsam einen Ausblick auf die weitere Entwicklung von KI in der maritimen Branche wagte. Professor Jahn unterstrich dabei: „Künstliche Intelligenz ist der Schlüssel zur Zukunft der maritimen Branche. Sie ermöglicht es uns, komplexe Daten in Echtzeit zu analysieren und smarte Entscheidungen zu treffen, die die Sicherheit und Effizienz der maritimen Industrie und der autonomen Schifffahrt revolutionieren.“
Die Veranstaltung zeigte: Künstliche Intelligenz bietet enorme Potenziale für die maritime Branche. Zentrale Ergebnisse waren die Identifizierung von KI als Schlüsseltechnologie für Effizienzsteigerung, Nachhaltigkeit und Sicherheit in der Schifffahrt sowie die Notwendigkeit, Fachkräfte mit „Green Skills“ auszubilden und die digitale Infrastruktur zu stärken.