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Kurzstudie: Wirkungsanalyse von IHATEC II und DigiTest

Die Förderprogramme IHATEC II und DigiTest sollen die Digitalisierung und Innovationskraft deutscher Häfen vorantreiben. Eine aktuelle Analyse des Deutschen Maritimen Zentrums zeigt, wie diese Programme wirken – und wo gezielte Anpassungen ihre Zukunftsfähigkeit optimieren können.

04.11.2025
Johannes Puckelwald

Johannes Puckelwald

Referent für Häfen und Infrastruktur

Telefon: +49 40 9999 698 - 79
E-Mail: Puckelwald[at]dmz-maritim.de

Kurzstudie (08/2025)
Wirkung der Förderprogramme Innovative Hafentechnologien II (IHATEC II) und Digitale Testfelder in Häfen (DigiTest)

 

Die deutschen Binnen- und Seehäfen können ihre zentralen Aufgaben für Deutschland auch in Zukunft nur erfüllen, wenn ihre Weiterentwicklung als digitale, innovative und nachhaltige Wirtschaftsstandorte vorangetrieben wird. Das Bundesministerium für Verkehr (BMV) unterstützt die deutschen Häfen bei diesem Entwicklungsprozess mit den Förderprogrammen IHATEC II und DigiTest. Mit IHATEC II werden Forschungs- und Entwicklungsprojekte gefördert, die zur Entwicklung oder Anpassung innovativer Technologien in den deutschen See- und Binnenhäfen beitragen. Durch DigiTest wird der Aufbau technischer Infrastruktur in Häfen als Testfelder für digitale Innovationen unterstützt. Die beiden Programme sind eng miteinander vernetzt und verfolgen das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Häfen zu sichern und zu verbessern.

Das Deutsche Maritime Zentrum hat die Wirkung von IHATEC II und DigiTest auf Anfrage des BMV hinsichtlich ihrer übergeordneten Ziele analysiert. Dafür wurde im Juni und Juli 2025 eine Online-Umfrage durchgeführt, in der Personen aus der maritimen Branche und der Logistik nach ihrer Kenntnis und ihren Einschätzungen zu den Förderprogrammen befragt wurden. Die Ergebnisse der Befragung liefern wichtige Erkenntnisse für eine mögliche Fortführung und sinnvolle Anpassungen von IHATEC II und DigiTest oder ähnlichen Förderungen.

 

Teilnehmende der Umfrage

Im Rahmen der Befragung wurden insgesamt 106 vollständig ausgefüllte Fragebögen erfasst. Die Teilnehmenden stammen aus einem breiten Feld der maritimen Teilbranchen. Mit 30,2% ordnete sich der größte Teil dem Bereich Häfen zu, gefolgt von Forschung, Bildung und Beratung mit 24,5%. Unternehmen und Organisationen aus diesen Teilbranchen stehen in direktem Bezug zu den Förderprogrammen, was ihre Aufmerksamkeit und ihre Motivation zur Teilnahme erhöht. Die übrigen 45% der Teilnehmenden verteilen sich auf weitere Teilbranchen.

 

Welcher Branche ordnen Sie Ihr Unternehmen bzw. Ihre Organisation zu?

Balkendiagramm mit den prozentualen Anteilen der verschiedenen maritimen Branchen in deutscher Sprache: Schiffbau 2,8%, Zulieferindustrie 2,8%, Schifffahrt 30,2%, Häfen 12,3%, Logistik 2,8%, Verwaltung und Verbände 1,9%, Forschung/Bildung/Beratung 24,5%, Marine 1,9%, Wasserbau 0,9%, Maritime Dienstleistungen 4,7%, Andere Branche 0,9%.

Die Teilnehmenden an der Befragung repräsentieren eine breite, heterogene Gruppe: Unternehmen unterschiedlicher Größe und Organisationsformen verschiedener Teilbranchen wurden einbezogen. Insgesamt ist es damit gelungen, Feedback für die Wirksamkeit von IHATEC II und DigiTest aus unterschiedlichen Perspektiven zu erhalten. Unter den Teilnehmenden sind die Förderprogramme IHATEC II und DigiTest gut bekannt. Insbesondere direkte Informationen durch den Projektträger und persönliche Kontakte erweisen sich als effektiv, um die Zielgruppe der potenziellen Antragstellenden zu informieren.

Ein signifikanter Anteil der Befragten hat sich bereits für Fördergelder in anderen Programmen beworben. Diese Beobachtung und die Antworten legen nahe, dass die erstmalige Bewältigung der komplexen Materie die größte Hürde bei Förderprogrammen darstellt. Nach erfolgreicher Antragstellung scheint der Zugang zu weiteren Programmen und Förde-rungen deutlich leichter zu fallen.

 

Wirkung von IHATEC II und DigiTest

Insgesamt wird den Förderprogrammen eine erfolgreiche Wirkung zugeschrieben. Fast alle der abgefragten inhaltlichen Aspekte aus den Förderrichtlinien werden mit 80% und mehr als erfolgreich oder eher erfolgreich bewertet. Auch die Einschätzung zur Schwerpunktsetzung und zur Wirkung der jeweiligen Programme auf die Wettbewerbsfähigkeit der Häfen fällt vergleichbar positiv aus.

 

Hat das Förderprogramm erfolgreich zu einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Häfen beigetragen?

Horizontal gestapelte Balkendiagramme vergleichen die Erfolgsbewertungen für IHATEC II- und DigiTest-Projekte, mit farblich gekennzeichneten Segmenten für: Nicht erfolgreich, Eher nicht erfolgreich, Eher erfolgreich, und Erfolgreich.

Im Vergleich der Förderprogramme wird IHATEC II hinsichtlich der Zielerreichung etwas positiver bewertet als DigiTest, während mehr Teilnehmende angeben, die Wirkung von DigiTest nicht einschätzen zu können. Zwar kennen nur minimal weniger Teilnehmende DigiTest, das Programm scheint aber inhaltlich weniger bekannt zu sein.

 

Kritik an den Förderprogrammen und Hürden bei der Antragstellung

Als besonders positiv heben viele Befragte die thematische Ausrichtung der Programme mit ihrem Fokus auf Digitalisierung und innovative Technologien, wie den KI-Einsatz, bei gleichzeitig hoher Praxisnähe hervor. In vielen Antworten werden außerdem die Ausgestaltung und administrativen Abläufe im Zusammenhang mit den Förderprogrammen gelobt.

Am häufigsten wird kritisiert, dass die Förderungen nicht allen Unternehmensformen und Hafentypen offenstehen oder nicht gleichermaßen auf sie zugeschnitten sind. Außerdem geben Teilnehmende an, dass die Fördersumme bzw. die Förderquoten zu niedrig und der administrative Aufwand zu hoch seien.

Im Hinblick auf die positive und negative Kritik, die in offenen Fragen erfasst wurde, zeigen sich teilweise gegensätzliche Tendenzen. Bei der finanziellen und der administrativen Ausgestaltung gibt es sowohl Lob als auch Verbesserungswünsche. In anderen Aspekten ergänzen sich die Antworten. So wird die inhaltliche Ausgestaltung positiv bewertet, aber in einigen Rückmeldungen um Themen ergänzt, die stärker berücksichtigt werden sollten.

Als größte Hürden für eine Beantragung von Förderung geben die Teilnehmenden mangelnde personelle Ressourcen für die Antragstellung und die administrative Komplexität an. Außerdem sind das Finden geeigneter Projektpartner und das rechtzeitige Erhalten von Informationen relevante Faktoren. Hürden könnten am ehesten abgebaut werden, indem der Zugang zu den Förderungen einfacher gestaltet wird und Informationen sowie Vernetzung verbessert werden. Diese Schwierigkeiten sind nicht nur für IHATEC II und DigiTest relevant, sondern spiegeln sich auch bei anderen Förderprogrammen wider. Die Förderquote wurde für IHATEC II und DigiTest dagegen nur selten als Hürde benannt, obwohl die finanzielle Ausgestaltung vermehrt Thema bei den Verbesserungsvorschlägen war. Bei anderen Förderprogrammen benannten diesen Aspekt hingegen etwa ein Drittel der Befragten als Zugangshürde.

 

Empfehlungen und Ausblick

Die Untersuchung verdeutlicht, dass die Förderprogramme grundsätzlich positiv aufgenommen werden und einen essenziellen Beitrag zur Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Häfen leisten. Besonders IHATEC II wird von den Teilnehmenden als wirkungsvoll bewertet und erfüllt offenbar wesentliche inhaltliche Zielsetzungen. DigiTest ist als Programm zwar ähnlich bekannt, weist jedoch inhaltlich geringere Bekanntheit auf. Dies legt nahe, dass eine stärkere Kommunikation und Bekanntmachung spezifischer Programmziele sinnvoll wären.

Die größten Hemmnisse bei der Beantragung von Fördermitteln betreffen in erster Linie den administrativen Aufwand und die personellen Kapazitäten. Strukturelle Anpassungen im Aufbau und Ablauf der Programme könnten den Zugang erleichtern und die Wirkung steigern. Außerdem können gezielte Informations- und Beratungsangebote helfen, die Hürden für Interessierte zu senken. Zudem erscheint eine stärkere Berücksichtigung von spezifischen Bedarfen sinnvoll, insbesondere für kleinere Unternehmen und Binnenhäfen. Weiterhin empfiehlt sich eine rechtliche Prüfung, wie Unternehmensformen, die bis jetzt nicht förderfähig sind, Zugang zu den Programmen erhalten können. Die Ergebnisse zeigen, dass es nur wenige grundsätzliche Widersprüche in den Rückmeldungen gibt. Vielmehr besteht ein Bedarf nach Weiterentwicklung und Optimierung bestehender Stärken, beispielsweise durch breitere Öffnung und thematische Erweiterung.

Es lässt sich festhalten, dass die Programme IHATEC II und DigiTest sich als tragende Säulen der Innovationsförderung in der maritimen Branche etabliert haben. Die Ergebnisse legen nahe, dass gezielte Anpassungen und eine stärkere Kommunikation die Wirkung und Akzeptanz weiter steigern können. Die Integration der gewonnenen Erkenntnisse in die zukünftige Ausgestaltung der Fördermaßnahmen kann einen wichtigen Beitrag für die nachhaltige Entwicklung des Sektors liefern.

Die vollständige Studie steht hier zum Download zur Verfügung:

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