Nachwuchssicherung

Studie und Whitepaper über Erwartungen und Wünsche des Nachwuchses an die maritime Branche
31.08.2023
Karina Tammen

Karina Tammen

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Telefon: +49 40 9999 698 – 88
E-Mail: Tammen[at]dmz-maritim.de

Der Arbeits- und Fachkräftemangel in Deutschland nimmt zu. Die Zahl der Engpassberufe ist laut Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2022 von 148 auf 200 angestiegen.[1] Immer mehr Unternehmen und ganze Branchen stehen spürbar unter Druck, ausreichend Fachkräfte und vor allem Nachwuchskräfte für sich zu gewinnen. Dies gilt auch für die maritime Branche.

Wir unterstützen die Branche im Wettbewerb um kluge Köpfe und junge Talente. In einem ersten Schritt haben wir erfragt, warum sich junge Menschen für die maritime Branche entscheiden. Dafür haben wir in einer Online-Befragung Nachwuchskräfte, die sich bereits für die maritime Branche entschieden haben, nach ihrer Meinung gefragt.

Wir wollten wissen, was ihre Entscheidung für eine Ausbildung, ein Studium oder den Berufseinstieg in die maritime Branche beeinflusst hat. Wie hat sich die junge Zielgruppe über die maritime Branche und ihre beruflichen Möglichkeiten informiert und wie möchte sie informiert werden? Welche Charakteristika der Branche, der Tätigkeiten, Studienrichtungen oder Unternehmen sind attraktiv oder weniger ansprechend?

Die Ergebnisse der Befragung haben wir in einer Studie und einem Whitepaper (siehe unten) zusammengefasst. Sie ermöglichen uns nicht nur ein besseres Verständnis der Zielgruppe, sie liefern uns auch konkrete Anhaltspunkte und Hinweise für die Entwicklung geeigneter Maßnahmen, um die Nachwuchsgewinnung in der maritimen Branche zu fördern.

Ergebnisse und Folgerungen

Insgesamt nahmen 466 Personen an unserer Online-Befragung teil, darunter 205 Auszubildende, 153 Studierende in maritimen Studiengängen, 28 dual Studierende in nicht-maritimen Studiengängen sowie 80 Berufseinsteigerinnen und -einsteiger in maritimen Berufen, maritimen Studiengängen und in Unternehmen, Institutionen und Organisationen der maritimen Branche. Die große Mehrheit der Stichprobe lässt sich der Generation Z zuordnen, ist folglich nach 1996 geboren und repräsentiert die Alterskohorte, und damit die Zielgruppe, die in den kommenden Jahren für die Nachwuchsgewinnung am wichtigsten sein wird.

Die Ergebnisse unserer Umfrage liefern einige spannende Erkenntnisse, aus denen sich potenziell wirksame Maßnahmen ableiten lassen. Beispielsweise deutet die Zusammensetzung der Stichprobe darauf hin, dass die maritime Branche sich eine größere Zielgruppe erschließen kann als bisher angenommen. Es zeigt sich, dass die meisten Teilnehmenden aus den fünf norddeutschen Bundesländern stammen und viele durch ihren Wohnort oder durch Familien- und Freundeskreise früh Kontakt zur maritimen Branche hatten. Aber auch in den anderen Bundesländern wohnen viele junge Menschen, die für die Branche interessiert werden können. Hierfür braucht es geeignete Maßnahmen.

Insbesondere berufsorientierende Maßnahmen im Rahmen der Schule und zielgruppenadäquate Social-Media-Aktivitäten können hier zum Tragen kommen. Die meisten Teilnehmenden der Befragung gaben an, dass sie sich ein größeres Informationsangebot über die maritime Branche und ihre beruflichen Möglichkeiten in den sozialen Medien wünschen. Zudem halten viele der Befragten (Schul-)Besuche bei Betrieben und Hochschulen für gut geeignet, um einen Eindruck vom praktischen Berufs- oder Studienleben zu gewinnen.

Die Umfrageergebnisse fokussieren auf einige Faktoren, mit denen sich die maritime Branche in der Arbeitswelt gut positionieren kann. Gute Gründe, warum Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für die maritime Branche arbeiten sollten, sind z.B. ihre Internationalität mit den zahlreichen Möglichkeiten im Ausland zu arbeiten oder der Chance einer Zusammenarbeit mit Menschen aus aller Welt. Den Nachwuchskräften ist ebenso die Relevanz der maritimen Branche wichtig. Für eine Schlüsselindustrie zu arbeiten, die den weltweiten Handel sichert, ist eine Tätigkeit mit Sinn. Die Ergebnisse verweisen aber auch konkret auf Themen, in denen die maritime Branche besser werden kann, z.B. in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz oder hinsichtlich der als zu konservativ empfundener Strukturen.

Die Antworten der Teilnehmenden enthalten bereits mögliche Handlungsoptionen, um an ebenjenen Stellschrauben zu drehen. Sie legen nahe, dass Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung und Nachwuchsgewinnung vorzugsweise direkt und gemeinsam mit den maritimen Nachwuchskräften entwickelt werden können. Die junge Generation ist engagiert, voller Ideen und hat sie einmal den Weg in die maritime Branche gefunden, bleibt sie ihr auch treu.

Ausblick

Die maritime Branche spielt weltweit, wie in Deutschland eine zentrale Rolle. Ihre Leistungsfähigkeit ist auch in Zukunft ein entscheidender Faktor für Gesellschaft und Wirtschaft. Damit maritime Akteure im Wettbewerb um junge Talente und kluge Köpfe in Zukunft weiterhin gut oder gar besser aufgestellt sind als andere, müssen sie ihren Status quo und bisherige Herangehensweisen hinterfragen und aktiv auf die aktuellen Herausforderungen und Veränderungen reagieren.

Die maritime Branche muss sich insbesondere der Themen Employer Branding, Social Media und Berufs- und Studienorientierung annehmen. Dies erfordert ein Investment an Zeit und Geld – als Arbeitgebende mit den richtigen Botschaften an der richtigen Stelle sichtbar zu sein, zahlt sich jedoch aus.

Das Deutsche Maritime Zentrum unterstützt die maritimen Akteure bei der Umsetzung der genannten Themen.

Wir möchten neue Zielgruppen erreichen und z.B. durch Projekte wie Insight Maritime die maritime Branche in Schulen in ganz Deutschland bekannt und erlebbar zu machen. Wir möchten zudem die Menschen in den Blick nehmen, die wir nicht in der Schule erreichen können, wie Quereinsteiger*innen oder Studien- und Schulabbrecher*innen. Gemeinsam mit den maritimen Akteuren wollen wir neue Wege gehen, um das Interesse an der maritimen Branche über die Grenzen der norddeutschen Bundesländer und über unterschiedliche Alters- und Interessengruppen hinweg zu wecken. Gemeinsam wollen wir wirkmächtige Argumente für ein Engagement in der maritimen Wirtschaft präsentieren, ein positives Image aufbauen und die authentische Innenwahrnehmung der Branche zu einer authentischen Außenwahrnehmung weiterentwickeln.

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