Chancen für die Etablierung nachhaltiger Finanzierungsinstrumente nutzen

Green Shipping, Technologie und Know-how - Deutsches Maritimes Zentrum stellt Studie über Finanzierungsinstrumente in der maritimen Branche vor.
29.10.2021

Die Verfügbarkeit von Eigen- und Fremdkapital im Bereich Schifffahrt und Schiffbau hat in Deutschland seit 2008 stark abgenommen. Dies gefährdet den Erhalt des bundesweiten Know-hows und erschwert die notwendige Erneuerung der deutschen Handelsflotte mit energieeffizienteren, umwelt- und klimafreundlicheren Schiffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Deutschen Maritimen Zentrum beauftragte Studie, die sich mit den Finanzierungsinstrumenten in der maritimen Branche befasst.

Die von der PricewaterhouseCoopers GmbH WPG (PwC) erstellte Studie dokumentiert und analysiert den aktuellen Stand der Finanzierungsmöglichkeiten für die maritime Branche in Deutschland. Sie vergleicht diesen mit Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten in europäischen und außereuropäischen Staaten, in denen die maritime Industrie häufig als besonders bedeutend und erhaltenswert für die Volkswirtschaft angesehen wird.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass

  • die deutschen Werften aufgrund des stetig zunehmenden globalen Wettbewerbsdrucks und als Folge der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie von weiteren Konsolidierungen betroffen sein werden.
  • ein erheblicher Modernisierungs- und Erneuerungsbedarf für große Teile der deutschen Flotte besteht, die insbesondere an die stetig wachsenden regulatorischen Anforderungen vor allem im Bereich Umwelt- und Klimaschutz bzw. Energieeffizienz angepasst werden muss.
  • die stetig fortschreitende Digitalisierung die Branche vor große Herausforderungen stellt.

Aus der Studie ergeben sich drei zentrale Handlungsbereiche:

  • Dekarbonisierung der Seeschifffahrt bzw. Transformation zur klimagerechten Seeschifffahrt (Stichwort: Green Shipping),
  • Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der maritimen Branche und der Versorgungssicherheit (Stichwort: wirtschaftliche und technologische maritime Souveränität) und
  • Schutz der maritimen Schlüsselindustrien und -technologien (Stichwort: Sicherung des notwendigen nautisch-technischen Know-hows).

Unter diesen drei Überschriften schlagen die Gutachter neben einer auf EU-Ebene strategisch abgestimmten Industriepolitik auch konkrete Finanzierungsinstrumente wie die Einrichtung eines KfW-Programms zur Förderung energieeffizienter Schiffe vor. Im Empfehlungskatalog findet sich zudem der Vorschlag zur Auflegung eines Fonds, der Kapital für Schifffahrtsunternehmen bereitstellen soll, die beabsichtigen, umweltfreundliche Schiffe zu bauen. Der Bund solle, ähnlich wie die Niederlande es mit ihrem Nesec Ship Dept Fund (NSDF) handhaben, Investitionen mit Garantien absichern.

„Es ist vorstellbar, dass gerade institutionelle Anleger in einen solchen „Schifffahrtsfonds“ investieren“, meint Claus Brandt, Geschäftsführer des Deutschen Maritimen Zentrums. „Die augenblickliche Einnahmesituation in der Schifffahrt macht es wieder interessant in die maritime Branche zu investieren. Jetzt könnten die alten Schiffe (durch Umrüstung oder Neubauten) durch emissionsreduzierte bzw. emissionsfreie Schiffe ausgetauscht werden.“

Doch sei es nicht nur aus Klimagründen wichtig, in neue Schiffe zu investieren: „Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie abhängig die deutsche Volkswirtschaft von funktionierenden Waren- und Lieferketten ist. Europa und Deutschland dürfen sich nicht in die Abhängigkeit anderer begeben. Es ist höchste Zeit für eine europäisch abgestimmte Industriepolitik“, so Brandt.

Laut der Studie könnte eine Abhängigkeit von anderen Staaten auch bei der Schiffsfinanzierung drohen. Schon seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 spielen asiatische Kreditgeber eine immer dominantere Rolle.

„Die Handlungsempfehlungen der Studie sind gut geeignet, um in die Diskussion einzusteigen, wie nachhaltige Finanzierunginstrumente in Deutschland und Europa gestaltet werden können. Der Zugang zu Kapital sichert Green Shipping, Technologie und Know-how“, so Runa Jörgens, Referentin Schifffahrt.

Die Studie soll einen Betrag dazu leisten, Finanzierungsinstrumente auf deutscher und EU-Ebene zu etablieren, die auch bei volatilen Märkten den Unternehmen der maritimen Branche Zugang zu Eigen- und Fremdkapital ermöglichen.

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Pressekontakt:
Dr. Regine Klose-Wolf
Leitung Kommunikation
+49 40 9999 698 -51
+49 1590 189 1929
Klose-Wolf(at)dmz-maritim.de